In Deutschland nimmt man die Sache aufgrund ausbleibender Erfolge schon lange nicht mehr sonderlich ernst. Dabei ist der Eurovision Song Contest immer noch der wichtigste Musikwettbewerb der Welt. 42 Teilnehmernationen, über 50 Übertragungsländer und prognostizierte 100 Millionen Zuschauer sprechen eine deutliche Sprache. Ausrichter der diesjährigen 54. Ausgabe der Veranstaltung am 16. Mai ist Russland.
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Ministerpräsident Wladimir Putin hatte der Moskauer Olympia-Halle am Probenwochenende höchstpersönlich einen Besuch abgestattet. Für den Regierungschef ist der traditionsreiche Song Contest ein wichtiges Politikum. Mit über 2000 Journalisten, die aus der russischen Hauptstadt über die Veranstaltung berichten, ist die Gelegenheit ideal, das eigene Image ein bisschen aufzupolieren. Dass die Regierung hier genau hinsieht, muss also nicht wenig wundern.
Georgien etwa hatte für seinen Beitrag „We don´t wanna Put In“ bereits vorab die gelbe Karte bekommen. Das Wortspiel, das sich ganz bewusst gegen den Ministerpräsidenten richtet, sorgte dafür, dass die Kaukasusrepublik letztlich dem Wettbewerb fernblieb. Die Spielregeln des ESC, so die offizielle Abkürzung, verbieten politische Statements grundsätzlich, und so verlangte die Europäische Rundfunkunion als offizieller Veranstalter einen alternativen Beitrag. Das war Georgien zu dumm, und man blieb lieber außen vor.
ESC-Veteran Ralph Siegel darf auch dieses Jahr wieder nicht am Wettbewerb teilnehmen. Nachdem er für Deutschland schon lange nicht mehr mitspielt, hatte er ursprünglich einen Titel für Montenegro ins Rennen geschickt. Sein Schützling Andrea Demirovic flog jedoch bereits im Halbfinale raus. Wer dabei hierzulande zuschauen wollte, musste schon den Nachrichtensender Phoenix einschalten – für eine Ausstrahlung auf der ARD oder einem der Dritten Programme reichte es offenbar nicht.
Neu in diesem Jahr ist eine Variation der Abstimmungsmodalitäten. Nachdem bei den vergangenen Veranstaltungen eine gegenseitige Unterstützung ehemaliger Ostblock-Staaten die Wertung dominierte, soll diesmal eine Zweiteilung aus Zuschauervoting und Juryurteil für größere Ausgewogenheit sorgen. Für Deutschland entscheiden unter anderen H.P. Baxxter, Guildo Horn und Jeanette Biedermann.
Der hiesige Beitrag stammt dieses Jahr von Erfolgsproduzent Alex Christensen. Als Alex C. hatte er im vergangenen Jahr mit discotauglichem Material überzeugt, das textlich vor allem auf die unteren Körperregionen abzielte. Trotz Big Band und US-stämmigem Frontmann ändert sich daran aber auch mit seinem Wettbewerbsbeitrag nicht viel. „Miss Kiss Kiss Bang“ traf bereits in der Heimat auf so großes Desinteresse, dass flugs die Burlesque-Tänzerin Dita von Teese für die Bühnenshow engagiert wurde.
Das Finale zeigt die ARD am 16. Mai ab 21.00 Uhr.
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