Mit Ranking-Shows lässt sich seit geraumer Zeit eine Menge Zuschauerpotential vor den Bildschirm holen. Was RTL und SAT1 schon seit Jahren praktizieren, hat mittlerweile auch das ZDF für sich entdeckt – wohlgemerkt jedoch mit dem leidigen Bildungsauftrag im Gepäck. So präsentiert die Redaktion von Guido Knopp ab dem 10. November die „bewegendsten Momente“ der deutschen Geschichte. Parallel geht der Historiker mit dem Konzept gleich auch mal auf Live-Tour.
Werden nicht gerade neue Pseudo-Talente gecastet, Privatinsolvenzen aufgelöst, unerziehbare Kinder auf den rechten Weg gebracht oder unvermittelbare Singles verkuppelt, dann wird in der hiesigen TV-Landschaft gerne gerankt, was das Zeug hält. Oliver Geissen ermittelt seit Jahren für Günther Jauchs Produktionsfirma alle erdenklichen Musikcharts, Hugo Egon Balder bietet eine Kopie des Konzepts, und Sonja Zietlow musste jüngst gar ihre absurde Auflisterei „Die Zehn“ auf „Die 25“ erhöhen. Ranking rules.
Auf den Zug ist inzwischen auch das ZDF aufgesprungen. Im Rahmen der Sendereihe „Unsere Besten“ werden seit 2003 mit viel Brimborium die beliebtesten deutschen Zeitgenossen, Gebäude und Ereignisse ermittelt, wobei man vorsichtshalber immer mal wieder darauf hinwies, dass Nazi-Größen selbstverständlich nicht zur Wahl stünden. Sich unter der Rubrik „Musikstars“ ausgerechnet den Österreicher Mozart und den Holländer André Rieu einzuverleiben, hatte man seltsamerweise jedoch keine Probleme. Die kritischen Stimmen zur Ausweitung des deutschsprachigen Kulturraums waren demgemäß auch nicht gering.
Mit der kommenden fünfteiligen Dokureihe wird man sich auch aus diesem Grund vermutlich von dünnem Eis fernhalten. Zur Auswahl stehen politisch relevante Ereignisse ebenso wie trivialkulturelle Belanglosigkeiten. Ob etwa der erste Platz beim „Eurovision Song Contest“ von Giulia-Siegel-Vater Ralph, der Mauerfall, die Erfindung der Gummibären und die Entdeckung der Kernspaltung wirklich miteinander vergleichbar sind, mögen selbst eingefleischte Anhänger posmodernen Denkens bezweifeln.
Gewählt werden die 20 „bewegendsten Momente“, ermittelt von der Foschungsgruppe Wahlen – offenbar weil das ZDF aus irgendeinem Grund nicht gewillt ist, eine wesentlich kostengünstigere Online-Befragung durchzuführen und deshalb lieber ein bisschen zusätzliches GEZ-Budget verpulvert. In den fünf Teilen der Doku-Reihe werden je 4 Ereignisse pro Sendung vorgestellt. Ein Moderatorenpaar wird dazu am Ort des betreffenden Geschehens sein und von dort aus die „aufwendig gestalteten Dokumentationen“ präsentieren.
Begleitend geht Prof. Dr. Guido Knopp in seiner Funktion als Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte mit einer Multimedia-Show auf Tour, die sich eines der fraglos wichtigsten Ereignissen in der Geschichte beider deutscher Staaten widmet – dem Mauerfall. Unter dem Titel „Die Deutsche Einheit – Wie es wirklich war“ werden bisher ungesehene Filmsequenzen, sowie Statements von prominenten Beteiligten wie Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl oder Michael Gorbatschow gezeigt.
An 8 Veranstaltungsorten lässt sich Knopps Vortragsreise besuchen, darunter im Berliner Tempodrom am 19.11. und der Beethovenhalle Bonn am 27.11. Die sehr unterschiedlichen Ticket-Preise liegen im Minimum etwa zwischen 12 und 21 Euro.
Sendetermine der Dokureihe im ZDF:
10., 17., 24. November, 1. und 8. Dezember, jeweils 20.15 Uhr