Noch bevor RTL begonnen hat, seine neue Serie „Erwachsen auf Probe“ überhaupt auszustrahlen, wird heiß diskutiert, ob dadurch nicht die Menschenwürde im Allgemeinen oder der beteiligten Personen im Speziellen verletzt werde, ob die Kinder nicht wie Waren behandelt würden oder man die Ausstrahlung aufgrund der Rundfunkfreiheit hinnehmen oder zwecks Bekämpfung der Zensur sogar forcieren müsse. Die Zahl derjenigen, die immer neue Aspekte in der Thematik entdecken und diskutieren, wird stetig größer.

Während auf Welt.de 71% der Teilnehmer einer Umfrage das Verleihen oder Mieten eines Kindes für einen Skandal halten, ist sich RTL keiner Schuld bewusst und versichert mit Big-Brother-erprobter Strategie: „Alle Beteiligten werden Tag und Nacht von Experten überwacht.“

Dutzende von Verbänden aus dem Bereich des Kinder- und Jugendschutzes fordern die Absetzung der Sendung vor deren Beginn, auch um so die Beteiligten, die nach Beteuern RTLs freiwillig an der Sendung partizipieren, im Nachhinein zu schützen. Fast scheint es, das Kölner Verwaltungsgericht wisse nicht so recht, wem es in die Arme spielen wolle oder solle mit der Behauptung, den Kindern sei nun, nach dem Dreh sowieso nicht mehr zu helfen. War ihnen denn überhaupt vor Beginn der Dreharbeitein zu helfen? Bzw. hätte man ihnen da helfen müssen? Den Leihsäuglingen? Den Teenies,  als Heranwachsende nach Jugendstrafrecht (theoretisch) selbst alle noch Kinder?

Beweggründe der Eltern

Auch über die Eltern der Leihkinder wird gerätselt. Handelt es sich um „aufgeschlossene Menschen“, wie RTL meint? Oder spielen statt immaterieller Beweggründe nicht doch vielmehr nonideelle die entscheidende Rolle bei der Frage aller Fragen: To lean or not to lean? (Leih’n oder nicht leih’n?)? Vorstellbar ist natürlich auch die überall und allerzeit um sich greifende TV-Geilheit, bei der jegliches Schamgefühl zugunsten eines noch so kurzen wie peinlichen Auftritts abgetötet wird: das eigene Kind soll sich so, dem Festplattenrekorder sei dank, eines Tages  über den Bildschirm flimmern sehen. Und itzo gereicht es zumindest den stolzen Eltern, die kaum zu sehen sein werden, zu süßem, wenn auch vergänglichen Stolz.

Wie auch immer man es betrachtet: Tage des Ruhms für das Deutsche Fernsehen sehen anders aus.

Fernsehen, quo vadis?

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