Am 21. Mai kürt Pro7 zum vierten Mal die Siegerin von Heidi Klums Casting-Show. Roger Willemsen nutzt die Gelegenheit, um ausgiebig gegen die Moderatorin zu schießen und wählt dazu drastische Worte. In der Wochenendeausgabe der taz möchte er gar „sechs Sorten Scheiße aus ihr herausprügeln“.
Während die letzten verbliebenen Kandidatinnen dem Finale in der Kölner Lanxess Arena entgegenfiebern, macht sich die taz noch schnell einen Spaß daraus, in gewohnt provokanter Weise an der gesellschaftlichen Brisanz der Show von Deutschlands Exportschlager Heidi Klum zu rütteln. In der „Sonntaz-Frage“ nahmen Aufklärer Oswald Kolle, Ex-Pornostar Dolly Buster und Publizist Roger Willemsen Stellung zum Vorwurf, „Germany´s Next Topmodel“ sei frauenfeindlich.
Hatte zuvor bereits „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer in der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ davon gesprochen, wie „menschenfeindlich“ Heidi Klum mit ihren Kandidatinnen umgehe, setzt Willemsen noch eins drauf. „Eine unschöne Frau mit laubgesägtem Gouvernanten-Profil bringt kleine Mädchen zum Weinen“, beschreibt er seine Sicht des Show-Konzepts und fügt hinzu: „Da möchte man sechs Sorten Scheiße aus ihr herausprügeln.“
Was genau Willemsen so auf die Barrikaden bringt, ist allerdings noch viel delikater als seine wenig appetitliche Wortspielerei. Tatsächlich sieht er im Konzept der Show offensichtlich Anklänge an besonders dunkle Kapitel der deutschen Geschichte wieder aufleben: „wertes von unwertem Leben“ scheide die Moderatorin, die er mit Betonung auf dem „z“ gleich mal zur „Heidi Nazionale“ kürt.
Das Befremdlichste dabei ist weniger Willemsens drastische Wortwahl, sondern die Tatsache, dass in den bisherigen öffentlichen Reaktionen Exkremente und sonstige mehr oder weniger amüsante Belanglosigkeiten interessanter zu sein scheinen als die fragwürdige implizierte Annäherung der Klum-Show an Praktiken des NS-Staates. Bild.de etwa findet es jedenfalls offenbar wichtiger, darauf hinzuweisen, wie der Duden den Begriff „Knallcharge“ erläutert.
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