Wenn eine TV-Serie ihre Premiere auf der Berlinale erlebt, ist das schon ziemlich ungewöhnlich. Dominik Grafs 10-teilige, insgesamt 500-minütige Produktion „Im Angesicht des Verbrechens“ sprengt so manche Grenze, die das deutsche Fernsehgeschehen kennt. Zunächst gibt es die außergewöhnliche Geschichte um Russenmafia, Prostitution und Menschenhandel ab dem 27. April auf Arte zu sehen, danach im Herbst in der ARD.
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Wie bieder sich die hiesige Serienlandschaft im Allgemeinen gibt, beweist vor allem der Vergleich zu den immer aufwendigerer produzierten und inhaltlich risikofreudigen Beispielen aus den USA. Ein Experiment wie die Echtzeitserie „24“? In Deutschland undenkbar. Und was die eher kontroversen Themen angeht, belegte gerade „Die Grenze“, was für ein Ausmaß an Klischees hierzulande offenbar bedient werden muss, um kritisch in die Zukunft zu blicken. Für eine echte Ausnahmeerscheinung sorgt nun der Filmemacher Dominik Graf.
Bereits Anfang 2008 gedreht, dann von Insolvenz bedroht und schließlich auf den diesjährigen Berliner Filmfestspielen erfolgreich uraufgeführt, zeigt der kaum auf Schönfärberei angelegte 10-teilige Thriller „Im Angesicht des Verbrechens“, dass auch in Deutschland gewagtes Fernsehen möglich ist. Kritiker sehen in Grafs Produktion ein echtes Ereignis.
Die Miniserie wagt sich in das Umfeld der Berliner Russenmafia und schreckt auch vor unerfreulichen Details nicht zurück. Ein korrumpierbarer Polizeiapparat, die äußerste Härte organisierter Kriminalität, Menschenhandel, Zwangsprostitution und die gewissenlosen Geschäfte sexbesessener alter Männer – das klingt alles eher nach James Ellroy als dem co-produzierenden BR.
Filmemacher Dominik Graf kennt das deutsche TV-Krimiwesen durch und durch. Als Regisseur mehrere Folgen von „Polizeiruf 110“, „Sperling“ und „Tatort“ sorgte er bereits selber dafür, dass so mancher ausgetretene Pfad eine neue Note bekam. Parallel dazu hat er aber auch schon immer seine eigenen Geschichten erzählt, und das zumeist im Kino. „Die Sieger“ von 1994 oder das Digitalfilmexperiment „Der Felsen“ von 2002 gehören zu seinen bekanntesten Arbeiten.
Mit „Im Angesicht des Verbrechens“ ist ihm jetzt aber vielleicht sein bisher größter Coup gelungen. Arte zeigt den 10-Teiler mit Max Riemelt und Marie Bäumer ab dem 27. April Dienstags und Samstags jeweils ab 22.05 bzw. 21.50 Uhr. Eine Ausstrahlung im Ersten ist für den Herbst angekündigt.