Hat die Plasma-Technologie endgültig ausgedient? Oder ist der Plasma-Fernseher vom aussterben bedroht? Solche und ähnliche Fragen liest man in letzter Zeit immer häufiger. Und vermutlich nicht zu ganz Unrecht, wie wir mit diesem Kurzratgeber herausfinden wollen. Doch werfen wir zunächst einmal einen Blick zurück und auf den aktuellen Stand der Lage.

Der erste Plasmabildschirm im Jahre 1964

Die Geschichte des Plasmabildschirms reicht viele Jahre zurück. Der erste funktionsfähige Plasmabildschirm wurde im Jahre 1964 von Donald L. Bitzer entwickelt und wurde in Großrechnern eingesetzt. Da Plasmabildschirme auch früher sehr langlebig und platzsparend waren, wurden sie häufig in solchen Großrechnersystemen eingesetzt. Mit dem Preisverfall des Röhrenmonitors in den 1970er Jahren geriet der Plasmabildschirm erstmals ins Abseits.

Mit der Entwicklung von Laptops in den 1980er Jahren, griffen wieder einige Hersteller zur Plasma-Technologie. Vor allem weil diese flache und kompakte Gehäuseformen ermöglichte und der Blickwinkel sowie Kontrast den Flüssig-kristallbildschirmen (LCD) klar überlegen war. Doch schnell fiel auf, dass der hohe Stromverbrauch ein Problem darstellte. Denn Laptops mit Plasma-Bildschirme waren eigentlich nur im Netzbetrieb zu betreiben. Und da sich LCD-Bildschirme sehr schnell und positiv entwickelten, verschwanden auch Plasma-Laptops um 1990 wieder vom Markt.

Erster Plasma-Fernseher von Pioneer im Jahre 1997

Zwar präsentierte Fujitsu bereits 1992 ein 21 Zoll Farb-Plasmadisplay, bis zur Marktreife vergingen jedoch Jahre. Dies gelang Pioneer im Jahre 1997, wo das Unternehmen den ersten Plasma-Fernseher auf den Markt brachte. Mit den olympischen Winterspielen 1998 gelang schließlich auch der kommerzielle Durchbruch. Im selben Jahr brachten weitere Hersteller (Panasonic und LG) und kurz darauf auch Samsung weitere Plasma-Fernseher auf den Markt.

In den darauffolgenden Jahren hielt der Plasma-Fernseher eine Vorreiterrolle inne, inbesondere für hochauflösendes Fernsehen. Erst im Jahre 2001 kamen LCD-Fernseher auf den Markt, die aber schnell reißenden Absatz fanden. Denn auch damals gab es Plasma-Fernseher nur in großen Diagonalen ab 42 Zoll. LCD-Fernseher hingegen gab es schon deutlich kleiner, wodurch sich der Marktanteil schnell in Richtung LCD verschob.

Vor- und Nachteile der Plasma-Technologie

Die Vor- und Nachteile von Plasmageräten wurden schon häufig und gut beschrieben, weshalb wir an dieser Stelle einfach mal auf diesen Weblink verweisen möchten. Ein ganz klarer Vorteil ist die kurze Reaktionszeit der Plasmazellen, wodurch eine sehr gute Bewegtbilddarstellung erreicht wird. Ebenso gut ist die natürliche Farbwiedergabe und der große Kontrastumfang. Dadurch dass jeder Pixel einzeln angesteuert werden kann, und das Panel keine Hintergrundbeleuchtung benötigt, wird ein sehr hoher Dynamikumfang erzielt. Das dürfte auch der größte Vorteil gegenüber LCD-Fernsehern sein. Welche aufgrund der Hintergrundbeleuchtung keine so tiefen Schwarztöne darstellen können. Selbst die wenigen LED-Fernseher mit Local Dimming, welche meist nur wenige hundert Zonen dimmen können, erreichen nicht ansatzweise so kontrastreiche und plastische Bilder.

Höherer Stromverbrauch für uns überbewertet!

Der wohl größte Nachteil ist nach wie vor der höhere Stromverbrauch. Auch wenn wir den höheren Stromverbrauch überbewertet sehen. Plasmafernseher sind schon um einiges sparsamer geworden. Wo sie früher noch 300-500 Watt bei einer Bilddiagonale von 50 Zoll verbraucht haben, kommen sie heute auch mit deutlich weniger aus. Der Verbrauch ist zudem abhängig vom angezeigten Bild. Bei einem komplett schwarzen Bild würde der Plasma-Fernseher so gut wie gar nichts verbrauchen. Bei einem komplett weißen Bild sehr viel. Aber ein Fernsehbild besteht immer auch aus vielen dunklen Bildbereichen, so dass der Plasma im Durchschnitt gar nicht so viel verbraucht, wie oft vermutet wird.

Fakt ist, ein aktueller und gut eingestellter Plasma verbrauch in etwa doppelt so viel Strom wie ein sehr sparsamer LED-Fernseher. Nimmt man 3,5 Stunden, die ein Deutscher im Durchschnitt täglich vor dem Fernseher verbringt, sind das auf das Jahr gerechnet etwa um die 20 Euro mehr Stromkosten, im Vergleich zu sparsameren LCD/LED-Fernsehern. Für viele ist das ein Betrag, den man gerne in Kauf nimmt, wie man in einigen Communities nachlesen kann.

Status Quo: Die Plasma-Branche leidet.

Es wird immer Verfechter der Plasma-Technologie geben, so wie wir, aber die Zahlen sprechen leider für sich. Mit dem Ausstieg Pioneers im Jahre 2008 hat die Plasma-Branche einen Vorreiter verloren. Und seit Jahren sind die Absatz-zahlen eher rückläufig, wohingegen die LCD-Branche wächst und wächst.

Weltweiter TV-Markt nach Technologien (© DisplaySearch.com)

Wir sind uns ziemlich sicher, dass der Hauptgrund dafür eben der höhere Stromverbrauch ist. Auch aus dem Einzelhandel erfährt man immer wieder, dass Kunden eben vermehrt auf den Stromverbrauch gucken. Wodurch der Plasma-Fernseher selten eine Chance bekam. Denn von der Bildqualität her steht er der LCD-Konkurrenz in Nichts nach, ganz im Gegenteil. Auch aktuelle Testmagazine und Fernsehratgeber loben Plasmas in den höchsten Tönen, wenn es um die Bildqualität geht.

Doch aufgrund neuer Beschlüsse, Fernseher mit Energielabeln zu versehen, wird sich der Kunde vermutlich noch seltener für den Plasma-TV entscheiden. Panasonic, Marktführer bei Plasmageräten, hat erst kürzlich sogar eine große Plasma-Fabrik dicht gemacht und die Plasma-Produktion gedrosselt. Aktuell bietet Panasonic nur kleine LCD-Fernseher an, da es Plasmas nur ab 42 Zoll gibt, doch ab nächstes Jahr sollen auch große LCD/LED-Fernseher folgen. Das könnte auf eine Kehrtwende hindeuten, auch wenn Panasonic nach wie vor auf die Plasma-Technologie setzen will. Bei den übrigen Plasma-Herstellern, Samsung und LG, spielen Plasmas ohnehin keine so große Rolle, schaut man sich einmal auf den jährlich stattfinden Leitmessen (CES und IFA) um.

Unsere Prognose: Es wird nicht leichter…

werden, für die Plasma-Branche. Wenn den Herstellern kein großer Wurf mehr gelingen sollte, dann werden Plasmas vermutlich weiter Marktanteile verlieren, auch wenn die Technologie an sich viele Vorteile zu bieten hat. Spätestens mit dem Durchbruch von OLED-Fernsehern, der offenbar nicht mehr lange auf sich warten lässt, wird das Ende von Plasma-Fernsehern besiegelt.

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