Es geht also. Zum ersten Mal arbeiten ein Privatsender und eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt an einem gemeinsamen TV-Projekt: Stefan Raab sucht demnächst in Kooperation mit der ARD den deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest 2010. Damit kommt nun doch zusammen, was zusammen gehört.

Ende Mai hatte Raab dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ noch mitgeteilt, dass aufgrund allzu komplizierter Entscheidungswege beim NDR kein gemeinsames Konzept für den Vorentscheid des immer noch wichtigsten Musikwettbewerbes der Welt zustande käme. Sein Team hatte den öffentlich-rechtlichen Gremien auf Anfrage ein Modell vorgeschlagen, doch „die Entscheidungswege in der ARD sind … derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar“ seien, so der Entertainer damals.

Nun scheint sich doch ein Weg gefunden zu haben. Vielleicht war die Verzweiflung bei der ARD einfach zu groß. Ein peinlicher Platz 20 für „Miss Kiss Kiss Bang“ von Erfolgsproduzent Alex Christensen hatte der langen Reihe von Misserfolgen beim Eurovision Song Contest einen weiteren Tiefschlag hinzugefügt. Nach Raabs Absage hatte sich gar Dieter Bohlen in die Diskussion eingebracht und als möglichen Ansprechpartner für einen Rettungsplan vorgeschlagen.

Das jetzige Konzept hebt sich nicht nur von allen früheren Herangehensweisen ab, sondern holt auch den Zuschauer wieder mit ins Boot. Hatte man dem Gebührenzahler im vergangenen Jahr noch jegliche Entscheidungskompetenz abgesprochen, setzt Raab jetzt ganz dezidiert auf den Geschmack des TV- und Hörfunk-Publikums. Sein Modell ist dabei denkbar clever und ungewöhnlich zugleich.

Zunächst wird es 5 Entscheidungssendungen auf Pro7 geben, danach ein Viertelfinale auf der ARD. Das Halbfinale geht wieder zum Münchener Privatsender, während der Sieger, das ist Ehrensache, im Ersten gekürt wird. Chefjuror ist in allen Fällen Raab, und nach einer langen Serie erfolgreich etablierter neuer Sendeformate (allen voran Schlag den Raab, der „Bundesvision Song Contest“ und zahlreichen Sport-Events) könnte dies möglicherweise einer der klügsten Coups des findigen Kölners werden. Raab rules.

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